Das Leea darf wieder Besucher*Innen empfangen und somit auch die Ausstellung „pla pla! plastik und plankton“ der Umweltkünstlerin Anoosh Werner zeigen. Am Montag kamen die Unterstützer*innen der Ausstellung zusammen, um den Wal feierlich zu eröffnen. Unterstützer*innen dieser Ausstellung sind die Stadtwerke Neustrelitz, sowie Remondis, die OVVD, emevo, die EEHG und die Sparkasse Mecklenburg-Strelitz. Sie halten das Thema Wasser und die Verschmutzung dieses überlebens-wichtigen Elements für absolut notwendig.
Beeindruckt zeigten sich nun die Vertreter*innen der Unternehmen von dieser acht Meter langen und vier Meter hohen Installation. Sie ist ein begehbarer Erlebnisraum in Form eines Wals, der aus einer Holzkonstruktion und Plastikmüll gebaut wurde. Im Wal werden die Besucher*innen über die Folgen der menschengemachten Verunreinigungen des Wassers informiert. Dabei geht es um Wissen über Wasser und den natürlichen Wasserkreislauf, über Plastik und über Handlungsalternativen.
Die Umweltkünstlerin Anoosh Werner beeindruckte mit einer Führung durch den Wal und nahm die Besucher*innen mit auf eine Reise, die über die Schönheit des Wassers, aber auch über den Schrecken, über die Verunreinigungen, dir wir alle tagtäglich dem Wasser zufügen, informiert. Getröstet werden die Besucher*innen aber mit den aufgezeigten Alternativen, die jede*r unkompliziert und ohne viel Aufwand umsetzen kann, um das Wasser und damit die Erde und das Leben zu schützen.
Anoosh Werner ist studierte Soziologin und Kulturanthropologin sowie Umweltkünstlerin. Sie engagiert sich in unterschiedlichen Projekten rund um das Thema Wasser, wie der Blue Community. Seit 2018 leitet sie für den Verein a tip: tap e.V. das vom Umweltbundesamt geförderte Projekt „Leitungswasserfreundliche Schule“, wozu auch die Entwicklung eines Bildungskoffer zum Thema Wasser gehört.
Im Interview mit Anoosh Werner gab sie Aufschluss, über Ihre Motivation und ihr persönlicher Bezug zum Thema Wasser.
Frage: Es gibt so viele Themen, für die Menschen sich engagieren können. Warum ist es bei dir das Wasser?
„Wasser ist die Lebensgrundlage allen Lebens. Unbewusst war Wasser schon immer in meiner Umgebung. Als Kind habe ich gerne am Bach gespielt. Auf Reisen habe ich mich automatisch entlang von Wasser orientiert. Das Thema Umweltschutz wurde vor allem während meines Auslandaufenthaltes in Brasilien zum zentralen Thema in meinem Leben. Im Rahmen der Rio+20 Konferenzen habe ich dort eine indigene Kultur intensiver kennenlernen dürfen und meine erste Idee im Bereich Umweltbildung ist in mir entstanden und stellt seither einen wichtigen Bereich in meinem Leben dar. So habe ich 2015 nach meinem Studium für einige Monate einen ökologischen Bundesfreiwilligendienst im Bereich Umweltbildung gemacht. Als ich dann die Stellenausschreibung von a tip: tap e.V. gesehen habe, spürte ich, dass ich dahin muss und ich mich dem Thema Wasser widmen möchte. Ich vertraue da ganz meiner Intuition und lass Dinge zu, die in mein Leben stoßen. Denn auch Wasser ist Verbindung. Es besteht aus den Gasmolekülen Wasserstoff und Sauerstoff. Dabei kann es die unterschiedlichsten Aggregatzustände einnehmen.
Hin und wieder bin ich ein Wirbelwind. Wenn ich Wasser um mich und in meiner Umgebung habe, bringt es mich in meine Mitte. So wie jeder Samen Wasser braucht, um Wurzeln schlagen zu können, so brauche auch ich Wasser, um mich zu erden.
Wasser ist außerdem meine Inspirationsquelle, da es so vielseitig ist. Wie das Leben eben auch. Von Wasser kann man so viel lernen. Wenn das Wasser natürlich laufen darf, unterstützt es die Biodiversität. Wenn man Wasser eingrenzt, begrenzt es auch die Artenvielfalt. Dies kann man ganz leicht auf den Menschen übertragen. Wenn ich mich einschränke, dann kann es zu Stillstand kommen und wenig kann sich entwickeln und entsteht. Wenn wir es fließen lassen, kann ganz viel entstehen, wachsen und sich entwickeln. Das wusste bereits Bruce Lee als er sagte „Be water, my friend.“
Frage: Wie bist du auf die Idee gekommen einen Wal in dieser Form zu bauen?
„In meiner Arbeit in der Umweltbildung habe ich erfahren, dass es nicht nur darum geht Wissen zu vermitteln. Wichtig in der Umweltbildung ist es eine intrinsische Wirkung bei den Teilnehmer*innen hervorzurufen. Grundlegend dafür ist das Verständnis und Begreifen. Dies können sie nur, wenn sie eine emotionale Erfahrung erleben. Eine Vorstellung wird eine Einstellung durch erlebte Erfahrungen: Nicht ich muss, sondern ich will. Von daher wollte ich einen Erfahrungsraum gestalten, der eben zum einen Wissen vermittelt, aber eben auch erfahrbar ist und ein Erlebnis schafft. Innerliche Prozesse werden angestoßen bis zum Aha-Moment, der mich motiviert, etwas zu verändern in meinem bisherigen Verhalten. Mit der Idee etwas zu erschaffen, dass diese Gedanken und Überlegungen eint, ist mir der Wal im Traum erschienen und ich hatte den Aha-Moment.“
Frage: Woraus ziehst du die Motivation, so ein komplexes Thema anzugehen und in die Tat umzusetzen?
„Ich versuche immer das umzusetzen, was mich berührt. Darauf fußt meine Arbeit. Ich habe mich intensiv auf unterschiedlichste Arten mit dem Leben unter Wasser beschäftigt und durfte dabei feststellen, wie stark wir als Menschen in den Lebensraum Wasser eingreifen, wie durch die Verunreinigungen durch Plastik, Medikamente usw., aber eben auch durch Lärm, zum Beispiel von Schifffahrt und Erdölbohrungen, den sich die Fische nicht entziehen können. Dies berührt mich sehr, sodass ich gar nicht nichts machen kann.“
Frage: Wie kommt der Wal nach Neustrelitz?
„Über eine ehemalige Arbeitskollegin, die am Theater in Neustrelitz als Theaterpädagogin arbeitet. Sie hatte den Wal gesehen, als er vorm Bundestag stand. Ein paar Wochen später kam sie auf die Idee, den Wal vor das Theater in Neustrelitz zu stellen. Noch vor der Umsetzung gab es aber den ersten Lockdown und wir mussten die Pläne auf Eis legen. Doch konnte die ehemalige Kollegin das Leea in Neustrelitz für das Projekt begeistern. Es hat im Ausstellungsbereich Platz genug für die große Installation und ergänzt sich mit der Dauerausstellung und der Grundausrichtung des Hauses perfekt.
Auch hier bin ich wieder meiner Intuition gefolgt und freue mich nun, dass pla pla! plastik und plankton im Leea steht und nun auch endlich für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ich werde nun dem Wal folgen und plane einen Umzug von Berlin nach Neustrelitz. Denn hier in der Mecklenburgischen Seenplatte mit den ganzen Seen um mich herum, fühle ich mich einfach wohl und zuhause.“